Newsletter 5/2013

Liebe Freunde und Weggefährten!


Nach einer wunderbaren und berührenden Zusammenarbeit mit dem Teatro Yuyachkani in Lima, bei dem ich eine seltene und außergewöhnliche Seelen- und Kunstverwandtschaft erfahren habe, die uns für zahlreiche weitere Projekte inspiriert hat, und einer darauffolgenden intensiven und erfüllenden Zeit an der Escuela Nacional del Teatro de Bolivia in Santa Cruz de la Sierra, die vom unglaublichen Marcos Malavia gegründet wurde und grandios geleitet wird, bin ich wieder in Wien gelandet – und schon stehen neue Projekte vor der Türe, zu denen ich Euch herzlich einlade.

 

„Zyklus Leidenschaften“, 31.5., 1.6., Strenge Kammer, Porgy&Bess, Riemergasse 11, 1010 Wien


Am 31.5. und am 1.6. findet in der Strengen Kammer im Porgy&Bess jeweils um 19h der Zyklus „Leidenschaften“ unter der künstlerischen Leitung von Katharina Weinhuber statt. Dabei bin ich nicht nur als Darsteller für das Stück „Sacré“ engagiert, das von Katharina Weinhuber inszeniert wurde, sondern habe zu diesem Zyklus den Kurzfilm „Fremdkörper“ beigesteuert, den ich mit Therese Cafasso, der Puppenspielerin Rebekah Wild, dem Kameramann Tobias Dorffner und der Kostümbildnerin Ingrid Leibezeder gedreht habe. Bei den beiden Aufführungen wird Renald Deppe live Musik dazu spielen, die wir samt sämtlichen Nebengeräuschen aufnehmen werden. Diese Aufnahme wird die Tonspur des Filmes, der also erst nach der Präsentation fertiggestellt werden wird.

 

„Winterreise – ein Gewaltmarsch“, 21.-23.6., Brick 5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien


 

Das nächste Capriccio im Rahmen der „Schlüterwerke“, meinem neuen Musiktheaterensemble, findet am 21.Juni um 20h statt. Es ist die „Winterreise – ein Gewaltmarsch“.

 

Die Gedichte von Wilhelm Müller, die Franz Schubert für seinen Zyklus „Winterreise“ 1827 vertont hat - in Müllers Todesjahr und einem Jahr vor seinem eigenen Tod -, zeichnen ein einsames Bild eines Menschen, der sich nach Wärme sehnt.

Er ist isoliert in seiner unverstandenen Sehnsucht nach einem blühenden Leben, das unter einer dicken Eisschicht verborgen liegt.

Sicherlich ist es auch die Erfahrung Müllers als Soldat im Krieg gegen Napoleon, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte, die man aus diesen Gedichten herausliest.

 

In unserem Projekt „Winterreise – ein Gewaltmarsch“ verknüpfen wir die Befindlichkeit dieses einsamen Menschen mit dem Feldzug nach Rußland, den Hitlers Armee genau vor 70 Jahren unternahm.

Hunderttausende deutsche und österreichische Soldaten, die meisten erst kaum 20 Jahre alt, zogen durch endlose, verschneite Ebenen Rußlands in den immer sicherer werdenden Tod. Sie zogen mordend und brandschatzend durch Länder, in denen sie absolut nichts verloren hatten, außer eine größenwahnsinnige politische Idee eines Diktators zu verfolgen, die durch nichts zu fassen war, außer mit dem Blut dieser Jugendlichen. Dabei waren jeder für sich isoliert, mit den Erinnerungen an eine Welt, aus der sie brutal gerissen worden waren und den Sehnsüchten nach einem Leben, das sie hofften, später einmal leben zu dürfen. Kurt Vonnegut nannte den 2. Weltkrieg „Kinderkreuzzug“, den er selbst als 19-jähriger nur durch Glück überlebte. Die meisten der Millionen junger Männer kamen ums Leben, die meisten verhungerten, erfroren oder starben an Fleckfieber, das von Läusen übertragen worden war. Doch auch die Kriegshandlungen verursachten einen gewaltigen Blutzoll. Allein in der Schlacht von Stalingrad im Februar 1943 starben über 700.000 deutsche Soldaten und 350.000 sowjetische Soldaten, 52.000 Pferde und die Stadt, die vor der Schlacht knapp 500.000 Einwohner hatte, zählte nach der Schlacht gerade einmal 8.000. Nur 5.000 deutsche Soldaten kamen nach der Schlacht wieder nach Hause.

 

Die grausame Dimension eines Gewaltmarsches werden wir durch die Gedichte von Miklós Radnóti erfahrbar machen.

Dieser ungarische Dichter kam bei einem Gewaltmarsch in ein Gefangenenlager 1944 durch einen Genickschuß ums Leben, da er zu schwach war, weiterzumarschieren. Seine Leiche wurde aus einem Massengrab exhumiert. Bei dieser Gelegenheit fand man in der Innentasche seiner Jacke diese Gedichte.

 

Musikalisch werden wir sowohl die Vertonungen der Winterreise durch Franz Schubert auf einem Blüthner Flügel spielen, als auch die Transkriptionen dieser Kompositionen durch Franz Liszt auf einem Bösendorfer Konzertflügel.

 

Das Ensemble der Schlüterwerke sind:

 

Ulla Pilz, Sopran

Ingala Fortange, Sopran

Julia Giebel, Sopran

Andrea Köhler, Schauspiel

Stephanie Schmiderer, Schauspiel

Bela Bufe, Schauspiel

Katharina Weinhuber, Tanz

Donka Angatschewa, Klavier

 

Kostüme: Ingrid Leibezeder

Masken: Atelier Chiarivari, Basel

Regie: Markus Kupferblum

 

Regieassistenz und Pressebetreuung: Mag. Lena Arends

Produktionsleitung: Johanna Jonasch

Dramaturgische Beratung: Ulla Pilz

 

Premiere 21.Juni 2013, 20 Uhr

 

Vorstellungen am 22.Juni und 23. Juni 2013, jeweils um 20h Uhr

im

Brick 5, Fünfhausgasse 5, 1150 Wien

 

Da wir für unsere Projekte keine öffentlichen Förderungen erhalten, gilt wie immer das „Schlüterprinzip“: Pay as you can!

Wir benutzen nur Dinge, die uns kostenlos zur Verfügung gestellt werden, und alle Künstler spielen ohne fixe Gage. Die Zuschauer zahlen soviel sie sich leisten können, und das eingenommene Geld wird zu gleichen Teilen unter den Künstlern aufgeteilt.

 

Am 20.6. findet um 20h eine Galapremiere statt, zu der wir ein besonderes Galadiner servieren. Der Eintrittspreis beträgt inklusive Menü 60.-€ und ich bitte Euch, die Karten im Vorhinein unter ticket@schlüterwerke.at zu reservieren.

 

Workshop "Neutrale Maske" Wien 19.-22.8.


Vom 19. Bis 22.8. biete ich jeweils von 10-18h ein Workshop zur Neutralen Maske an, bei dem SchauspielerInnen, SängerInnen, TänzerInnen oder RegisseurInnen die Welt der Maske und die unterschiedlichsten Rhythmen ihrer eigenen Körper kennenlernen können. Wir werden dabei auch Tiere präzise darstellen und Szenenabläufe analysieren.

Die Teilnahmegebühr beträgt 300.-€

Anmeldungen bitte unter masterclass@kupferblum.com

 

San Ignacio


Und eine kleine Sensation habe ich für den Schluss aufgehoben: In Bolivien bin ich in die Jesuiten Missionen in den Dschungel gereist, die dort im 16. Jahrhundert gegründet worden waren, um dort die Archive zu durchstöbern. Ich wusste, dass der tiroler Jesuitenpater Anton Sepp im 17. Jahrhundert nach Südamerika kam, um den Guarani Indianern barocke Kirchenmusik beizubringen. Wie ich dort herausfand, komponierten diese jedoch auch Instrumentalmusik – und, wie ich erhofft hatte, Opern. Und auf eine solche bin ich gestoßen und habe die Aufführungsrechte erworben. Es ist die Geschichte des Ignaz von Loyola, die ich bereits nächsten Frühling, rechtzeitig zur 200 Jahr Feier der Neugründung des Jesuitenordens, in Wien präsentieren möchte.

 

Crowd Funding


Im Sinne des Crowd Funding ist es möglich, unsere Projekte finanziell zu unterstützen und unsere Arbeit vom Wohl und Wehe einer öffentlichen Förderung unabhängig zu machen. Spenden dafür sind erbeten, ausgesprochen hilfreich und jederzeit willkommen.

Unser Konto bei der Ersten BLZ 20111 lautet auf „Totales Theater“ und hat die Nummer 31003100735

Beim Zahlungszweck bitte „Crowd Funding“ angeben.

 

Vielen herzlichen Dank!

 

Markus Kupferblum

 

markus@kupferblum.com          https://kupferblum.com