Markus Kupferblum
The Guardian Mask of Bali - Die Geschichte der balinesischen Wächtermaske
(Deutsch unten!)
This story about the god Indra is the origin of this guardian mask and comes from the Puranas, the Hindu scriptures "second class", if one may say so, which together with the Tantra and the Vedangas form together with the Mahabharata and the Ramayana the scriptures of the Smriti.
It happened at a time when a great monster encircled the entire earth with water. A deluge came and the world was in a bad state. The people drowned, some could retreat to the highest peaks, but the water kept rising. Then Indra realized that he actually had a pretty respectable arsenal of thunderbolts, of which he only had to hurl one at this monster to make it harmless. He finally did so and the water began to sink again and the earth recovered. Indra was mighty proud and decided to build a palace on the highest mountain in the world.
The supreme master builder of the gods executed this construction in the shortest time, but every time Indra came to see it, he had new ideas on how it could become even more magnificent and imposing. The master builder was desperate, because he, just like Indra, is immortal, and so would be eternally occupied with this building. So he went to Brahma, the creative God, to complain.
He sits on a lotus flower, the symbol of divine energy and divine grace, which grows out of the navel of Wischnus, the sleeping God whose dream is the universe. Brahma promises to clear this up and in turn goes to Wischnu, who expresses his understanding with a patronizing gesture of his hand.
The next morning a boy comes to Indra, who admires him and tells him that an Indra has never before had such a beautiful palace built. What does "EIN Indra" mean? Indra asks angrily and wants to attack the boy.
A train of ants passes by and the boy begins to laugh. "Why are you laughing?" asks Indra. "Don't ask," says the boy. But because of the good Indian tradition, which one only teaches when asked, Indra insists: "I ask you, so teach me!
And there the boy says: "Think only, Vishnu sleeps in the cosmic ocean, from his navel grows a lotus, on which sits Brahma, the Creator. Every time Brahma opens his eyes, a new world is created, ruled by an Indra, every time he closes his eyes, this world disappears again. A Brahma lives 432,000 years. When he dies, the lotus sinks back and another lotus grows out of Vishnu's navel with a new Brahma. There may be wise men at your court who can count the drops of water in the ocean, but who could count the Brahmas, not to mention the Indras!" "And the ants?" asks Indra. "The ants used to be all Indras, they ascend over many lives to the highest enlightenment, became Indras, and then they hurl a thunderbolt, become a megalomaniac, and so they immediately descend to the lowest levels according to the law of creation.
An old yogi comes in and the boy asks, "Old man, who are you? Where is your family? Where's your house?" Then the man says, "A house? Why a house? Life is so short! Every time an Indra dies a world passes, and every time a hair falls out of my chest. I have already seen so many Indras come and go, this myriad of worlds and galaxies, you see, I have hardly any hair left on my chest, the world is so transient, so why a house?
The boy was Brahma and the yogi Wischnu.
But Indra was incorrigible and insisted on the continuation of the construction.
Then Brahma seemed angry with him. Indra said, "Sorry, Brahma, I didn't know you were that boy." But Brahma created a monster to eat Indra. When Indra saw the monster, he immediately gave the order to stop the construction and begged for mercy. Then Brahma said, "Well, I forgive you," and told the monster to get rid of it.
Then the monster said: " Wait. You are Brahma, the creator of the world, You created me to eat Indra. I have an enormous hunger. What shall I do now? Then Brahma says, "If you are so hungry, eat yourself up." Then the monster began to eat itself from its tail.
When only his own head was left, Brahma said, "Hold. Stay that way. Now you are the living symbol of life. We eat to live. For us to live, something else must die."
And this is the mask we see before us. A monster that consists only of his head.
In Bali, it is therefore used as a guard mask for the temples, as a living symbol of life.
© Markus Kupferblum
Die Wächter Maske
Diese Geschichte über den Gott Indra ist der Ursprung dieser Wächtermaske und stammt aus den Puranas, den hinduistischen Schriften „zweiter Klasse“, wenn man das so sagen darf, die gemeinsam mit dem Tantra und den Vedangas neben dem Mahabharata und dem Ramayana die Schriften der Smriti bilden.
Es begab sich zu einer Zeit, als ein großes Ungeheuer die gesamte Erde mit Wasser einschloß. Es kam eine Sintflut und um die Welt war es schlimm bestellt. Die Menschen ertranken, einige konnten sich auf die höchsten Gipfel zurückziehen, doch das Wasser stieg ständig weiter. Da erkannte Indra, daß er eigentlich ein ziemlich ansehnliches Arsenal an Donnerkeilen besaß, von dem er nur einen auf dieses Ungeheuer schleudern muß, um es unschädlich zu machen. Das tat er dann schließlich und das Wasser begann wieder zu sinken und die Erde erholte sich. Indra war mächtig stolz und beschloß, sich am höchsten Berg der Welt einen Palast bauen zu lassen.
Der oberste Baumeister der Götter führte diesen Bau in kürzester Zeit aus, doch jedesmal, wenn Indra ihn besichtigen kam, hatte er neue Ideen, wie dieser noch prächtiger und imposanter werden könnte. Der Baumeister war verzweifelt, da er, genauso wie Indra, unsterblich ist, und so auf ewig mit diesem Bau beschäftigt sein würde. So ging er zu Brahma, dem schöpferischen Gott, sich zu beschweren.
Dieser sitzt auf einer Lotusblüte, dem Symbol göttlicher Energie und göttlicher Gnade, der aus dem Nabel Wischnus wächst, des schlafenden Gottes, dessen Traum das Weltall ist. Brahma verspricht, das zu bereinigen und geht seinerseits zu Wischnu, der mit einer gönnerhaften Handbewegung sein Verständnis bekundet.
Am nächsten Morgen kommt ein Knabe zu Indra, der ihm bewundernd sagt, noch nie habe ein Indra einen so schönen Palast erbauen lassen. „Was heißt EIN Indra?“ fragt Indra erzürnt und will auf den Knaben losgehen.
Da kommt ein Zug Ameisen vorüber und der Knabe beginnt zu lachen. „Wieso lachst Du?“ fragt Indra. „Frage nicht!“, sagt der Knabe. Doch wegen der guten indischen Tradition, nach der man nur lehrt, wenn man gefragt wird, insistiert Indra: „Ich frage Dich, also lehre mich!“
Und da sagt der Knabe: „ Denk nur, Wiscnu schläft im kosmischen Ozean, aus seinem Nabel wächst ein Lotus, auf dem sitzt Brahma, der Schöpfer. Jedesmal, wenn Brahma die Augen öffnet entsteht eine neue Welt, die von einem Indra regiert wird, jedesmal, wenn er die Augen schließt, vergeht diese Welt wieder. Ein Brahma lebt 432.000 Jahre. Wenn er stirbt, sinkt der Lotus zurück und ein anderer Lotus wächst aus Wischnus Nabel mit einem neuen Brahma. Es mag weise Männer an Deinem Hof geben, die die Wassertropfen im Ozean zählen können, aber wer könnte die Brahmas zählen, von den Indras ganz zu schweigen!“ „Und die Ameisen?“ fragt Indra. „Die Ameisen waren früher alle Indras, sie steigen über viele Leben zur höchsten Erleuchtung auf, wurden Indras, und dann schleudern sie einen Donnerkeil, werden größenwahnsinnig und so steigen sie nach dem Gesetz der Schöpfung sofort wieder zu den niedrigsten Ebenen hinab.“
Da kommt ein alter Yogi herein, und der Knabe fragt: „Alter Mann wer bist Du? Wo ist Deine Familie? Wo ist Dein Haus?“ Da sagt der Mann: „Ein Haus? Wozu ein Haus? Das Leben ist so kurz! Jedesmal wenn ein Indra stirbt vergeht eine Welt, und jedesmal fällt mir ein Haar aus meiner Brust. Ich habe schon so viele Indras kommen und gehen sehen, diese Unzahl an Welten und Galaxien, sehen Sie, ich habe kaum noch Haare auf der Brust, die Welt ist so vergänglich, wozu also ein Haus?“
Der Knabe war Brahma und der Yogi Wischnu.
Doch Indra war unverbesserlich und bestand auf die Fortsetzung des Baus.
Da erschien ihm Brahma wütend. Indra sagte: „Verzeih, Brahma, ich wußte nicht, daß Du dieser Knabe warst.“ Doch Brahma erschuf ein Monster, das Indra fressen soll. Als Indra das Ungeheuer sah, gab er sofort den Befehl, den Bau einzustellen und flehte um Gnade. Daraufhin sagte Brahma: „Gut, ich verzeihe Dir!“ und sagte dem Ungeheuer, es möge wieder verschwinden.
Da sagte das Ungeheuer: „ Moment. Du bist Brahma, der Schöpfer der Welt, Du hast mich geschaffen, um Indra zu fressen. Ich habe einen enormen Hunger. Was soll ich nun tun?“ Darauf Brahma: „ Wenn Du so einen großen Hunger hast, dann friß Dich selbst auf.“ Da begann das Ungeheuer, sich vom Schwanz her selbst aufzufressen.
Als nurmehr sein eigener Kopf übrig war, sagte Brahma: „Halt. Bleib so. Jetzt bist Du das lebendige Sinnbild des Lebens. Wir essen, um zu leben. Damit wir leben, muß etwas anderes sterben.“
Und das ist die Maske, die wir vor uns sehen. Ein Ungeheuer, das nurmehr aus seinem Kopf besteht.
In Bali wird sie deshalb als Wächtermaske für die Tempel verwendet, als lebendiges Sinnbild des Lebens.
© Markus Kupferblum